Biwakschachtel am Triglav - Gipfel.

Triglav: Anspruchsvoll und schön über den Bamberg-Weg

Der Triglav ist Sloweniens höchster Gipfel. Kaum ein Tag ist vergangen, ohne dass wir seinen Namen gehört hätten. Auf den Gipfel gibt es fast unzählige Wege, wir haben uns für den anspruchsvollsten und schönsten entschieden: den Bamberg-Weg.

Inhalt:

Hard Facts

  • Höhe: 2864 m
  • Höhenmeter: ca. 2.000
  • Kilometer: 16
  • Dauer: 12 Stunden
  • über Bamberg-Weg hinauf, Prag-Weg hinunter
  • Trittsicherheit! – nicht immer ist der Weg mit Stahlseil versichert
  • Klettersteigset inkl. Helm unbedingt erforderlich

Aljazev Dom – Die Hütte unter der Triglav Nordwand

Einer der bekanntesten Startpunkte für die Triglav-Besteigung ist der Aljazev Dom. Die Hütte liegt auf 1000 Höhenmeter und man kann bis auf 200 Meter mit dem Auto bis (fast) vor die Haustüre fahren.

Dementsprechend voll ist die Hütte auch, nicht nur Bergsteiger suchen hier ein Zimmer für die Nacht, auch Tagesgäste füllen die Terrasse und den Gastraum.

So ist unser Empfang ziemlich international – so wie am nächsten Tag auch der Weg auf den Gipfel. Dieser ist nicht nur bei Slowenen äußerst beliebt. Denn als „richtiger Slowene“ muss man einmal im Leben am Triglav gestanden sein.

Durch die Nähe zum Parkplatz muss man nicht unbedingt auf der Hütte schlafen um den Triglav zu besteigen. Im Prinzip erspart man sich keinen einzigen Höhenmeter am Tag des Aufstiegs. Trotzdem ist die Stimmung auf der Berghütte spannend. Und man erspart sich die Anfahrtszeit durchs Vratatal – mindestens eine halbe Stunde!

Auf den Luknja-Pass

Vom Aljazev-Dom aus führt der Weg in den Talschluss hinein und ist gut beschildert. Zuerst zweigt der Tominšek-Weg nach links ab, dann der Prag-Weg. Wir halten uns rechts und steuern direkt auf die beeindruckende Triglav-Nordwand zu. Sie zählt zu den höchsten Wänden der Ostalpen und misst an manchen Stellen 1.500 Höhenmeter. Auch ein richtiges Kletterparadies.

Die Sonne steigt langsam, die Bergspitzen um uns herum werden in goldenes Licht getaucht. Dann wird der Weg immer steiler, über ein kurzes Schotterfeld müssen wir gehen – nach ca. 2 Stunden erreichen wir den Luknja-Pass – Ausgangspunkt für den Bamberg-Weg.

Berge mit gelben Streifen vom Sonnenlicht.
Die Morgensonne beleuchtet die umliegenden Berge.

Am Luknja-Pass mischen sich bereits unterschiedlichste Menschen und Sprachen. Wir hören Französisch, Deutsch – manche können wir nicht zuordnen. Auch die alpinen Fähigkeiten unterscheiden sich drastisch: Einige lernen gerade, wie man ins Klettersteig-Set einsteigt, andere verspeisen ein Power-Gel vor dem Einstieg und laufen mit Ultraleichten Schuhen voran.

Der Bamberg-Weg mit Blick in die Triglav – Nordwand

Ca. 1,6 Kilometer lange Grat-Kletterei verspricht der Bamberg-Weg. Die Sicht ist atemberaubend – 360 Grad nur Berge und das in ihrer schönsten Form – wolkenlos. Der Weg ist beliebt, wir müssen öfters warten – auch weil manche, augenscheinlich noch nie einen Klettersteig gegangen sind.

Der Weg ist grundsätzlich gut versichert, zwischen den Kletterpassagen sind immer wieder Gehstrecken zu bewältigen. Trittsicherheit ist jedoch unbedingt erforderlich. Für den Grat sollte man ungefähr mit 2 Stunden 30 Gehzeit rechnen.

Dann wird der Weg flacher und weniger ausgesetzt – das Plateau der Zaplanja unter dem Gipfel ist erreicht. Gut markiert führt der Weg durch eine steinerne Ödlandschaft – das zieht sich, ist aber auch irgendwie besonders. Begriffe wie „Mondlandschaft“ kommen uns über die Lippen. Der Gipfel des Triglav baut sich vor uns auf, es dauert jedoch gefühlt ewig, bis wir ihm näher kommen.

Gipfelanstieg auf den Triglav

Auf den Gipfel gibt es zwei Klettersteige. Einen von Osten und einen von Westen. Wir gehen von West nach Ost. Der Klettersteig „Zavarovana Plezalna Pot“ führt unkompliziert auf Sloweniens höchste Erhebung, doch Konzentration ist auch bei den letzten Höhenmetern gefragt – inklusive Staugefahr.

Am Gipfel angekommen erwartet uns bereits eine ausgelassene Stimmung: Slowenen, die zum ersten Mal den Triglav bestiegen haben werden gefeiert, es wird Bier getrunken und sich mit dem Kletterseil gegenseitig drei Mal auf den Hintern geklatscht. Ganz nach slowenischer Tradition eben.

Ausblick vom Gipfel Richtung Vrata-Tal.

Die Biwakschachtel am Gipfel wird zum Fotomotiv, die Bergsteiger am Gipfel wechseln ununterbrochen. Wir jausnen, genießen das Treiben und den Ausblick (an schönen klaren Tagen soll man bis ans Meer sehen, wir haben leider vergessen das zu überprüfen) und wagen uns dann auch an den Abstieg.

Abstieg mit Wartezeit

Technisch ist der Ost-Teil des Zavarovana Plezalna Pot leichter als sein Westteil. Dafür muss man über speckige Steine nach unten, der Weg ist steil und die Felswände links und rechts fallen mehrere hundert Meter steil ab. Man muss gut aufpassen, um nicht auszurutschen – unbedingt das Klettersteigset anbehalten. Nichts für schwache Nerven oder wenig Trittsichere.

Da der Weg leichter ist, gehen ihn auch entsprechend viele Menschen nach oben und unten. Oft muss man warten und ausweichen – unbedingt eine halbe Stunde Wartezeit einrechnen!

Die vielen Eisen, die hier eingebohrt wurden um den Weg zu entschärfen, haben dem Felskoloss übrigens auch den Spitznamen „Stachelschwein“ eingebracht. Über den Klettersteig kommt man nach kurzer Zeit zum Triglavhaus, wo viele übernachten um die Tour zu entschärfen. Man sollte jedoch früh reservieren, oft ist die Hütte schon Wochen ausgebucht.

Abstieg über den Prag-Weg

Wir gönnen uns eine Pause im Triglavhaus. Dieses ist jedoch ehrlich gesagt sehr teuer, die Bedienung außerdem schlecht. Diese kurze Pause hätten wir uns auch sparen können. Als wir auf der Terrasse sitzen, ziehen Wolken auf und verdecken den Triglav – Gipfel. Auch gut, wenn die Sonne nicht mehr herunter brennt.

Zuerst geht es über glatt geschliffene Felsen nach unten – vorbei an den letzten Reste des Triglav-Gletschers – mittlerweile nicht mehr als ein größeres Schneefeld.

Nur ein paar Meter neben dem Weg steht eine Steingeiß mit zwei jungen Steinböcken. Der Weg ist steil, volle Konzentration ist gefragt. Es gibt immer wieder Stellen mit losem Schotter, die nur darauf warten, dass es einem die Füße wegreißt, viele Teile des Weges sind mit Stahlstiften entschärft. Für den Prag-Weg sollte man noch ca. 3 Stunden bergab einrechnen.

Ein letzter Blick zum Triglav – Gipfel

Die letzten paar hundert Meter auf der Forststraße Richtung Aljazev Dom spüre ich meine Füße schon sehr. Gut, dass wir bald da sind! Schnellen Schrittes geht es zum Aljazev-Dom, wo wir noch einige Sachen abholen müssen, die wir zurückgelassen haben.

Beim Abstieg auf dem Prag-Weg mit Blick zum Luknja-Pass reißt die Wolkendecke nocheinmal auf und lässt Sonnenstrahlen auf die Landschaft fallen. Was für ein Naturschauspiel!

Dann die letzten 200 Meter zum Auto. Was für eine Erleichterung, endlich nach 12 Stunden diese Schuhe auszuziehen!

Der Triglav ist ebenso anspruchsvoll wie wunderschön. Die Julischen Alpen sind ein Naturjuwel, so weit das Auge reicht ragen weiße Bergspitzen in den Himmel. Und der Bamberg-Weg macht jeden Höhenmeter wert. Nach seiner Sanierung wurde er 2020 sogar zum schönsten Bergweg Sloweniens gewählt. Für konditionell Fitte eine wunderschöne Tour. Sie kann durch eine Übernachtung im Triglavhaus auf zwei Tage aufgeteilt werden.

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Hier der Link zum Selberplanen: Bergsteigen.com

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Anna Mayr

Wann immer möglich bin ich draußen unterwegs um frische Luft zu schnappen und die Wunder unserer Welt zu erleben und festzuhalten.