Blick auf König- und Obersee.

Watzmann-Überschreitung: Königstour in Berchtesgaden

Das Auto ist geparkt, die stolze Parkgebühr mit 15 Euro bezahlt. Noch schnell unter der Wimbachbrücke die Trinkbeutel aufgefüllt und schon geht es los. 1300 Höhenmeter zum Watzmannhaus und dann am nächsten Tag auf den Watzmann.

Hard Facts:

  • 3 Gipfel: Hocheck (2.651 Meter), Mittelspitze (2713 Meter) und Südspitze (2712 Meter)
  • Gratkletterei in B/-1 großteils unversichert
  • Abstieg ist sehr lang und mühsam
  • Helm unbedingt erforderlich
  • Bei Bedarf Klettersteigset
  • Trittsicherheit und Kondition sind Grundvoraussetzungen
  • nichts für Ruhesuchende

Der Hüftgurt wird noch festgezurrt – kurz gehen wir im Kopf nochmal unsere Packliste durch: Hüttenschlafsack, mindestens 2 Liter Wasser pro Person, Wechselgewand, Bargeld, Alpenvereinsausweis, …

Und dann geht´s schon los. Das Wegtaferl hat unbarmherzige Zeiten für uns, die Sonne brennt gnadenlos herunter, das Thermometer im Auto zeigt beim Aussteigen 35 Grad. Das spürt man gleich – zum Glück geht es gleich in den Wald. Auf einem geschotterten breiten Weg geht es leicht steigend bergauf. Ein Weg auf dem man richtig schnell Höhenmeter machen kann!

Der Aufstieg ist zuerst unspektakulär, der Wald gibt den Blick nur selten auf die umliegenden Berge frei, doch wir quatschen stetig und kommen so bald aus dem Wald heraus zur Stubenalm. Der Wegweiser weist uns den Weg Richtung Mitterkaseralm und prophezeit uns 45 Minuten Gehzeit. 20 Minuten später sehen wir die bunten Schirme der Mitterkaseralm. Die Zeiten hier schafft man in einem halbwegs zügigen Tempo locker.

Der Watzmann präsentiert sich von seiner schönsten Seite.

Der Weg schlängelt sich hinauf, das Watzmannhaus wird immer größer. Dann noch der letzte Hüpfer und wir sind da. Tagesziel erreicht – darauf gleich einmal einen großen Radler.

Hüttenschlafsackkontrolle

Auf der Hütte angekommen, melden wir uns gleich zur Übernachtung an. Und der Hüttenwirt teilt uns nüchtern mit: „Die Hütte ist bummvoll.“ Es ist Montag. Aber offensichtlich ist hier immer viel los, nicht umsonst ist sie die beliebteste Hütte im Nationalpark Berchtesgaden.

Bevor wir in unser 32-Personen Lager gebracht werden, kontrolliert ein Mitarbeiter unsere Schlafsäcke. „Wir haben schon viel erlebt hier oben, jetzt schauen wir gleich vorher“, sagt der junge Bursche mit einem Schulterzucken. Das glaube ich gleich, dass man hier oben viel erlebt.

Vor allem die Sonnenauf- und -untergänge haben es in sich, denn die kann man sich ganz gemütlich von der Terrasse aus anschauen. Kurz noch den Sonnenuntergang anschauen und dann auf ins Bett -der nächste Tag wird ohnehin lange genug.

Ab aufs Hocheck

Um 05:00 erwacht das Lager zum Leben, ungefähr zehn Wecker läuten gleichzeitig den Tag ein. Ab da ist es mit dem Schlaf nun endgültig vorbei: Die Menschen müssen auf die Toilette, Zähneputzen, die Rucksäcke werden gepackt,… Auch wir stehen auf. Schlafen hat sowieso keinen Sinn mehr.

Da wir genug Jause mithaben Frühstücken wir ein Stück oberhalb der Hütte und genießen die ersten Sonnenstrahlen im noch feuchten Gras. Um 07:00 sind wir Abmarschbereit – unser Bergkollege ist vom Tal aufgestiegen, auf ihn haben wir noch gewartet.

Relativ unschwierig geht es Richtung Hocheck, nach einer Stunde stehen wir am Gipfel. Und den Gipfel teilen wir uns mit ziemlich vielen anderen Menschen. Man merkt, dass der Watzmann ein Modeberg ist. Bilder werden geschossen, wir essen ein paar Nüsse, setzen unsere Helme auf und steigen über den Gipfel auf den Grat Richtung Mittelspitze.

Das Gipfelkreuz am Hocheck (2.651 m) läutet den ausgesetzten Gipfelgrat an. Hier drehen auch die ersten Wanderer wieder um und gehen zurück zum Watzmannhaus, andere legen sich das Klettersteigset an und setzen die Helme auf.

Auf schmalen Wegen zum Watzmann – Hauptgipfel

Der Grat ist nichts für schwache Nerven. Links und rechts geht es nach unten, teilweise ist ein Fixseil da zum Anhalten, oft aber nicht. Der Fels ist griffig und die Blicke Richtung Österreich und auf die Zugspitze sind schön. Der Königsee weit unter uns ist noch in Nebel gehüllt. „Wenn der See nicht bald sichtbar wird, bin ich angefressen“, fasst mein Bergkollege die Situation zusammen. Natürlich mit einem leichten Grinser im Gesicht.

Es geht nach oben, kurze Zeit später stehen wir gemeinsam mit vielen anderen auf der Mittelspitze (2713 Meter). Kurze Trinkpause, Foto und weiter. Jetzt müssen wir zuerst ein ganzes Stück bergab und dann insgesamt 300 Höhenmeter wieder hinauf zur Südspitze (2712 Meter).

Die Wetterstation wird von links umgangen, es ergeben sich spektakuläre Blicke in die Ostwand. Wir entdecken auch das kleine orangefarbene Biwak. Auch der Königsee präsentiert sich nun in seinem leuchtenden grün-blau ohne Nebel – Erleichterung macht sich breit – endlich sehen wir den Königsee in seiner vollen Pracht! Dann hebt sich der Grat zum letzten Anstieg. Auf einem Gipfelplateau haben wir schließlich auch den letzten Gipfel erreicht. Die Uhr schlägt 11.30 Uhr. Wir entschließen uns zu einer ein bisschen ausgiebigeren Jausenpause. Alpendohlen kreisen über unsere Köpfe und versuchen uns etwas von unserem Essen abzuluchsen.

Links ist der Königsee zu sehen, weiter rechts hinten sieht man den Obersee. Eine Landbrücke trennt die zwei Gewässer.

Nichts als Steine

Von der Südspitze bis ins Wimbachgries braucht man seine Hände noch oft. Es gibt viele Seile an denen man sich festhalten muss, oft muss man einen Felsen rückwärts abklettern. Die Sonne knallt auf Kopf und Rücken, der Schweiß tropft.

Dann ist die felsige Passage geschafft, dafür geht es weiter mit einem extrem rutschigen Weg – denn auf der Erde liegen viele lose Steine und es erfordert ständige Konzentration nicht auszurutschen. Stöcke sind hier sehr empfehlenswert!

Über Schotterrinnen bahnt man sich den Weg nach unten ins Wimbachgries. Gute Knie, Stöcke und Durchhaltevermögen sind gefragt!

Der Weg nach unten zieht sich, Schotter und Fels wechseln sich ab, gefühlt kommen die Bäume unter uns einfach nicht näher. Bevor man dann das Wimbachgries erreicht, muss man durch ein ausgetrocknetes Bachbett absteigen – das kostet Zeit, Kraft und Nerven. Dann berühren die Füße das gefühlt unendliche Schotterfeld des Wimbachgries – nichts anderes als eine riesige Steinwüste.

Ein letzter Blick auf den Watzmann

Die gelben Taferl zeigen uns den Weg und erinnern uns daran, dass man die Tour mit 23 Kilometern nicht unterschätzen sollte. Denn auch nach unserem mühsamen Abstieg ins Wimbachgries müssen wir noch 1000 Höhenmeter und 12 Kilometer bis zum Parkplatz überwinden.

Da kommt uns die Wimbachgrieshütte gerade recht. Auf Radler und Kuchen habe ich mich seit der Südspitze gefreut. Das kalte Getränk sprudelt die Kehle nur so hinunter, die Füße sind schon müde. Noch einmal hinsetzen ist keine Option merke ich beim Aufstehen.

Dann geben wir Gas. Der Weg ist breit und es fällt langsam – perfekt um wieder das Tempo anzuziehen. Das Taferl verspricht uns, in 3 Stunden beim Parkplatz zu sein und nach eineinhalb Stunden stehen wir davor. Die Füße kühlen wir uns im eiskalten Bach ab, dann setze ich mich müde ins Auto. Das war schon eine coole Tour!

Fazit

Die wirkliche Herausforderung der Tour ist meiner Meinung nach die Länge im Abstieg. Man ist stundenlang nur bergab unterwegs, Kilometer um Kilometer. Die Sonne knallt gnadenlos herab, die Knie schmerzen dann auch noch dazu.

Kennt man sich alpin halbwegs aus, ist die Gratüberschreitung kein Problem – jedoch sollte man wirklich Schwindelfrei und Trittsicher sein! Gerade für den Abstieg sind Stöcke ein echter Gamechanger. Das Klettersteigset haben wir im Rucksack gelassen, da nicht viel vom Grat seilversichert ist.

Für die Hütte sind Ohrenstöpsel auf der Packliste zu empfehlen!

Für die genauere Tourenbeschreibung empfiehlt sich:

Möchte man am Watzmannhaus schlafen, dann findet man hier alle Infos und kann online buchen: Watzmannhaus

Sind dir am Watzmann zu viele Menschen unterwegs und du suchst dennoch eine anspruchsvolle und lange Tour, dann kann ich dir den Ringkamp empfehlen.

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Anna Mayr

Wann immer möglich bin ich draußen unterwegs um frische Luft zu schnappen und die Wunder unserer Welt zu erleben und festzuhalten.