Klettern Gardasee: Die schönsten Routen im Norden

Unser Urlaub am Gardasee sollte vor allem eins werden: Kletterreich. Wir besuchten verschiedene Klettergebiete und gingen Mehrseillängen und Sportkletterrouten.

Corno di Bo – Platte mit Aussicht

Gleich am Anreisetag packte uns das Kletterfieber. Nach ungefähr sechs Stunden Autofahrt war es aber auch allerhöchste Zeit sich wieder zu bewegen. Also nichts wie raus aus dem Auto und rein in die Kletterschuhe – unser Ziel: der Corno die Bó, einer der schönsten Kletterspots am nördlichen Gardasee.

Anfahrt und Parken am Corno di Bo

Die Parkmöglichkeiten hier sind eher begrenzt, nach jedem Tunnel finden sich links und rechts kleine Ausbuchtungen, hier haben aber maximal zwei Autos Platz. Bei mehr Andrang wahrscheinlich ein Problem, wir hatten jedoch Glück und fanden schnell eine Lücke.

Technisch, ausgesetzt und aussichtsreich

Der markante Fels des Corno di Bò ist im Prinzip eine riesige Platte, die direkt aus dem Ufer des Gardasees aufsteigt. Die Sportkletterrouten und Mehrseillängen sind gut abgesichert, erfordern jedoch solide Technik in der Plattenkletterei. Der Fels ist leicht geneigt, bietet aber vor allem im oberen Teil kaum Tritte oder Griffe – hier ist Feingefühl und Balance gefragt. Ehrlich gesagt nicht ganz mein Terrain, aber im Nachstieg war es okay.

Wir kletterten mehrere Routen – der Ausblick von oben auf den glitzernden Gardasee war spektakulär. Es gibt sowohl Einseillängen als auch Mehrseillängenrouten. Für letztere empfehlen wir ein Doppelseil oder ein langes Einfachseil (mindestens 70 Meter). Mit unserem 60-Meter-Seil mussten wir beim Abseilen einen Zwischenstand einbauen.

Perfekter Ort für eine Pause mit Seezugang

Ein weiterer Pluspunkt: Nach dem Klettern lässt sich direkt am Seeufer hervorragend jausnen. In den wärmeren Monaten bietet sich der Spot auch für eine Abkühlung im Gardasee an – ein echtes Highlight zwischen den Kletterrouten.

Was du beachten solltest

Trotz der tollen Lage gibt es auch ein paar Minuspunkte:

  • Durch die Nähe zur Straße ist Verkehrslärm leider kaum zu vermeiden.
  • Besonders an Wochenenden und in der Hauptsaison sind hier viele Kletterer unterwegs – Wartezeiten auf beliebte Routen sind keine Seltenheit.

Klettergarten Belvedere – schattiges Plätzchen über Nago-Torbole

Das Klettergebiet Belvedere bei Nago-Torbole ist nicht nur wegen seiner Aussicht beliebt – auch der kurze Zustieg und die gute Erreichbarkeit machen es zu einem der Top-Spots am nördlichen Gardasee. Und genau das wollten wir uns nicht entgehen lassen!

Parken und Zustieg

Das Auto lässt sich bequem im Ort parken, allerdings fallen geringe Parkgebühren an. Vom Parkplatz aus führt der Weg direkt zum Felsen.

Idyllisch im Wald gelegen, erreicht man das weitläufige Klettergebiet nach einem kurzen, etwa 20-minütigen Aufstieg über grobe Schotterwege. Oben angekommen, stehen zahlreiche Routen in verschiedenen Schwierigkeitsgraden zur Auswahl. Wir waren zum Sonnenuntergang dort – eine besonders stimmungsvolle Zeit, in der es auch deutlich ruhiger wurde und kaum noch andere Kletterer unterwegs waren.

Schattig, mit schöner Aussicht

Der Klettergarten liegt idyllisch im Wald und bietet an heißen Tagen wohltuenden Schatten. So lässt es sich auch im Hochsommer angenehm klettern. Und das Beste: Wer sich in höhere Wandbereiche vorarbeitet, wird mit einem fantastischen Blick auf den Gardasee belohnt – daher auch der Name Belvedere.

Die Routen sind gut abgesichert und bieten eine breite Auswahl in verschiedenen Schwierigkeitsgraden – ideal für Anfänger*innen, Fortgeschrittene und Genusskletternde.

Ein besonderes Plus: Die Sicherungsplätze sind gut durchdacht. Auf stabilen Holzplattformen kann man komfortabel stehen und sichern – eine echte Seltenheit in vielen Klettergebieten.

Unsere Erfahrung: Abends fast allein am Fels

Wir waren zum Sonnenuntergang am Belvedere klettern – eine besonders schöne Zeit mit warmem Licht, angenehmen Temperaturen und wenigen Menschen. Wir sind zuerst die linken Sektoren geklettert und später ein paar kürzere Routen im oberen Bereich.

In den niedrigeren Schwierigkeitsgraden (bis 5-) ist der Fels stellenweise etwas speckig, aber insgesamt gut kletterbar. Wer es knackiger mag, findet in den oberen Graden ebenfalls eine gute Auswahl.

Fazit: Belvedere – einer der besten Kletterspots am Gardasee

Das Klettergebiet Belvedere bei Nago-Torbole ist ein echter Tipp für alle, die bei Hitze schattig klettern, nicht weit laufen und dabei noch Panoramablick auf den Gardasee genießen möchten. Gute Absicherung, kurze Wege und gemütliche Sicherungsplätze machen diesen Spot besonders einsteigerfreundlich – aber auch erfahrene Kletterer kommen hier auf ihre Kosten.

Placche Zebrate bei Arco: Mehrseillängen – Plattenklettern

Die Placche Zebrate bei Arco gehören zu den bekanntesten Kletterwänden rund um den Gardasee – vor allem unter Liebhaber*innen von Plattenkletterei und Mehrseillängen. Der Name – auf Deutsch „gestreifte Platten“ – beschreibt die markanten, geschliffenen Felsstrukturen aus Kalkgestein, die wie von Wasser gezeichnet wirken. Und ja, der Name täuscht nicht: es spielt tatsächlich auf das Zebra an wegen seinen Streifen!

Parken und Zustieg

Das Auto kann man direkt neben der Straße, vor einer Fischzucht parken. Die Parkplätze sind kostenlos und wir haben scheinbar einen guten Tag erwischt: denn obwohl so bekannt und beliebt sind nur zwei weitere Autos hier.

Die Zustiege sind je nach Route eher kurz, wir sind die Route „Gino Gianna (4a)“ geklettert und haben circa eine halbe Stunde zum Einstieg gebraucht.

Die Mehrseillängen-Route

Die Tour beginnt gleich typisch für Plattenkletterei – viel Reibung, kaum Griffe, und das Auge sucht ständig die Linie. Zwei Routen verlaufen hier recht nah beieinander, was die Orientierung anfangs etwas schwierig macht. Der Kletterführer empfiehlt, sich an die alten Bohrhaken zu halten – leichter gesagt als getan: Die rostbraunen Haken verstecken sich gut im grauen Fels.

Hat man den Einstieg gefunden, geht’s los mit echter Genusskletterei. Die Seillängen sind abwechslungsreich und nie zu schwer, der Fels griffig und kaum abgeklettert. Was die Tour besonders macht, ist die Aussicht: Das Sarcatal liegt einem zu Füßen, mit seinen sanften Hügeln, den Weinbergen und den trutzigen Burgen – einfach traumhaft.

Nach vier Seillängen stehen wir am Ausstiegspunkt und genießen den Rundblick. Plötzlich rauscht ein Wingsuiter an uns vorbei – Adrenalin trifft Gelassenheit. Der Moment bleibt.

Fazit: Wir kommen wieder!

Die Placche Zebrate sind ein Highlight für alle, die Plattenkletterei lieben – technisch nicht extrem, aber fordernd genug, um spannend zu bleiben. Die Tour „Gino Gianna“ eignet sich ideal für einen entspannten Halbtag, auch für Einsteiger in Mehrseillängenrouten. Und das Panorama? Unbezahlbar. Wir kommen wieder!

Klettergarten Massone: Zwischen Olivenbäumen und Kletterbegeisterten

Massone – das ist vielleicht der bekannteste Klettergarten im Raum Arco. Und das merkt man sofort. Als wir ankommen, ist der Parkplatz direkt unterhalb der Felsen fast voll, das Stimmengewirr am Wandfuß beginnt schon am Morgen. Hier ist was los.

Eindruck & Kletterei

Das Gebiet liegt wunderschön eingebettet zwischen Olivenbäumen, direkt oberhalb von Arco. Der Zustieg ist kaum der Rede wert – man parkt quasi direkt am Fels. Entsprechend viel los ist auch: Schon am Morgen ist der Zustieg gut besucht, und an den Wänden reihen sich Seilschaften aneinander.

Das Gebiet selbst ist wunderschön gelegen – zwischen alten Olivenbäumen, mit Blick über das Tal. Die Zustiege sind kurz, viele Sektoren sind in wenigen Minuten erreichbar. Auch hier wieder: große Routenauswahl, vielfältige Schwierigkeitsgrade – aber: der Fels ist in vielen beliebten Linien deutlich speckig. Man merkt, dass hier seit Jahrzehnten geklettert wird.

Trotzdem überzeugt oft die Routenführung – technisch, manchmal athletisch, oft clever gesetzt. Wer sich auf den polierten Kalk einstellt, findet hier richtig schöne Linien. Man sollte allerdings kein einsames Klettererlebnis erwarten – Massone lebt vom Trubel.

Hinweis: Im Gespräch mit anderen Kletterern wird der Fels ab Schwierigkeiten von 6b+ anscheinend besser.

Fazit: Oliven und Speck am Fels

Massone ist ein lebendiger, stark frequentierter Klettergarten in traumhafter Lage. Der Fels ist speckig, die Atmosphäre quirlig, aber das Gebiet hat Charakter – ideal für alle, die das klassische Arco-Klettergefühl suchen: Sonne, Fels, Olivenbäume und viele Gleichgesinnte.

Wer noch mehr Routen und Empfehlungen im Norden des Gardasees sucht, ist hier gut beraten: Alpartig – Kletterblog und Berggeschichten

Wer andere Kletterabenteuer sucht, wird hier fündig:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Search

Anna Mayr

Wann immer möglich bin ich draußen unterwegs um frische Luft zu schnappen und die Wunder unserer Welt zu erleben und festzuhalten.