Beeindruckende Tiefblicke, atemraubende Höhepunkte. Der Weg des Friedens führt an ehemaligen Frontlinien des ersten Weltkriegs entlang – zwischen blutiger Geschichte und rauschenden Höhen, inmitten von faszinierender Tierwelt und gemütlicher Hüttenatmosphäre. Man wird zum Grenzgänger, überquert man jeden Tag mindestens einmal die Italienisch-Österreichische Grenze und spürt dabei die Freiheit die unsere Zeit mit sich bringt.
Hard Facts:
- von Plöckenpass bis Sillian
- 9 Tage
- 95km
- ca. 11 000 hm
- Mit Gipfelvarianten: Rauchkofel, Hohe Warte, Hochweißstein, Porze, Klettersteig Corrado d´Ambros
Wissenswertes
Nachdem wir uns den Kompass Reiseführer zugelegt haben, gings auch schon schnurstracks an die Planung für unsere erste Weitwanderung. Hier der Reiseführer auf Thalia: Wanderführer Karnischer Höhenweg
Die Hütten müssen früh gebucht werden, da vor allem von Juni bis September großer Andrang auf dem Weg herrscht. Wir haben schließlich sogar Kanadier getroffen, die extra angereist sind, um sich hier zu schinden! Generell ist der Andrang aus dem Ausland groß, an unserem Tisch haben wir uns meistens mit Deutschen und Niederländern unterhalten. Und zu unserer Überraschung wenig mit Italienern und Österreichern.
Und das habe ich alles gepackt:

Läuft man nur von Hütte zu Hütte könnte man die Tour auch locker in 5 Tagen gehen. Da wir aber die Gipfel dazwischen aber nicht auslassen wollten, haben wir noch ein paar extra Tage hinzugepackt und ein paar Tagestouren nicht entlang der klassischen Route geplant. Außerdem wollte ich unbedingt auf der Filmoor-Hütte übernachten, welche mir bis heute nicht aus dem Kopf geht. So! Genug gelabert, jetzt gehts ans wandern!
Anreise
Da wir beide das Klimaticket Österreich besitzen, war für uns ziemlich schnell klar, dass wir mit dem Zug anreisen wollen. Auch, weil wir sowieso mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurück zum Ausgangspunkt fahren müssten, wo das Auto stehen würde. Schwieriger als gedacht, um ehrlich zu sein. Nach 7h Zugfahrt sind wir in Oberdrauburg angekommen. Dann gings mit dem Bus nach Kötschach-Mauthen, wo wir ziemlich schnell feststellten, dass es noch keine Wandertaxis gibt, erst drei Tage später. Also gut. Normales Taxi also. Nach 40min. Wartezeit bringt uns unser Taxifahrer auf den Plöckenpass. Und er ist sein Geld wert. Er zeigt uns die Gipfel und die Alm auf der wir übernachten werden, gibt uns ein paar Tipps auf den Weg und verlässt uns schließlich mit einem Grinsen und einem „Viel Glück!“.
Tag 1 – Stollen und Höhenluft
Am Plöckenpass entdecken wir schnell den Steig, den wir brauchen. Es geht stetig bergauf, die Aussicht ist jetzt schon atemberaubend. Wir schrauben uns nach oben, schließlich stehen wir vor einem Relikt des ersten Weltkrieges: den Cellonstollen.


Mit einer Stirnlampe ausgestattet leuchten wir uns den Weg durch den glitschigen, dunklen ersten Weltkriegsstollen. Hier wurde ein Klettersteig (Schwierigkeit B) installiert – eine faszinierende wie auch etwas gruselige Angelegenheit, wie wir finden, doch so etwas muss man einmal erlebt haben!
Wir steigen weiter auf bis zum „Weg ohne Grenzen“ (Schwierigkeit D). Wäre es nicht so viel Wind gewesen, der auf einen Wetterumschwung hindeutet und wären manche Passagen ein bisschen leichter gewesen, hätte ich vielleicht gesagt, ein wunderschöner Klettersteig. So aber bleibe ich bei: ich bin stolz, dass ich das geschafft habe. Auf den Gipfel des Cellon müssen wir leider aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit und dem Wetter verzichten. Wir drehen ca. 10 Minuten vorm Gipfelkreuz um.


Beim Abstieg erwartet uns eine Landschaft die uns die folgende Woche begleiten wird: wunderschöne Landschaft durchzogen von alten Kriegsrelikten. Wir stoppen am Plöckenpass Auto, wo uns sofort ein nettes Pärchen mitnimmt und fahren ein paar Kilometer Richtung Untere Valentinalm mit. Die Alm liegt wunderschön in einem Tal und wir schlafen ganz alleine im ehemaligen Stall. Was für ein Auftakt!
Tag 2 – Gipfelsieg und kalte Füße
Die Waden brennen, die Sohlen tun weh. Wehmütig aber neugierig auf das was kommt, binden wir am nächsten Morgen erneut die Schuhbänder. Es geht in ein wunderschönes Tal hinein, links von uns eine große Abbruchkante, vor uns Forststraßen, schöne Wege und Murmeltierpfeifen. Dazu ein paar verschwitzte Mitwanderer, alle Schnaufen im selben Takt. Endlich am Törl angekommen, erblicken wir, was wir von Weitem gehört haben: Murmeltiere. Und diese werden wir nicht mehr so schnell los. Bevor wir uns auf den Weg zur Wolayerseehütte und dem gleichnamigen See machen, wollen wir noch den Rauchkofel besteigen. Beim Weg nach oben bestaunen wir die leichtfüßigen Rinder, die in prächtiger Landschaft unbekümmert grasen, während die Murmeltiere an den Fixseilen nagen.


Nach ein bisschen Zick-Zack haben wir den Gipfel erreicht, von wo aus uns ein prächtiges Panorama erwartet. Inklusive See. Nach einer ausgiebigen Gipfeljause treten wir den Abstieg an, beschwingt von dem Gedanken, die Füße bald ins kalte Nass des Wolayersees tauchen zu können. In unserer ersten Berghütte eingecheckt, wird sogleich nach dem Speisewunsch gefragt – es gibt 3 Menüs zur Auswahl. Wir sind uns einig, nach einem anstrengenden Tag haben wir uns ein Hirschragout verdient. Und da wir ja heute noch nicht genug gegangen sind, spazieren wir noch eine Runde um den See, lassen die Füße ins Wasser hängen und atmen zischend aus, als das eiskalte Wasser die Zehen berührt. Wir entdecken Stollen und Schützengräben, bevor ich müde ins Bett falle.


Tag 3 – Nervenkitzel und Odyssee
Nach dem Frühstück um 06:30 brechen wir auf zu meiner Bauchwehtour. Wir wollen die Hohe Warte besteigen.- Mit 2780 Metern ragt dieser Koloss über dem Wolayersee und sieht etwas beängstigend aus. Der Hüttenwirt hat uns in der Früh noch gutes Wetter vorausgesagt. Wir gehen am See vorbei zu den Klettersteigen. Zur Auswahl stehen der Koban-Prunner Weg, die leichtere teilversicherte Variante und der Weg der 26er. Dieser gilt als einer der schwersten Steige des Karnischen Alpenkamms.

Hier sieht die Hohe Warte gar nicht so hoch aus – doch mit 2780m Seehöhe ist es der höchste Gipfel des Karnischen Hauptkamms!
Vor Ort entscheiden wir uns für den Koban-Prunner Weg, da dieser um einiges leichter ist und der Fels aufgrund des Gewitters in der Nacht klitschnass ist. Es geht über ein Schotterfeld immer roten Punkten folgend. Die Kletterei ist grundsätzlich einfach. Der Steig ist sehr rutschig und eher unversichert als teilversichert. Ich bin an meinen psychischen Grenzen und dementsprechend heilfroh als wir unser Klettersteigset in den vollversicherten Klettersteig einhängen, in die der Koban-Prunner Steig und der Weg der 26er zusammenführen. Während dem Klettern haben wir beeindruckende Tiefblicke. „Erstaunlich“ und „Wahnsinn“ sind Wörter die uns immer wieder über die Lippen huschen. Dann fängt es am Grat an zu tröpfeln. Mich beschleicht leichte Panik, doch wir sind dem Gipfel nicht mehr fern. Regenjacken an und schon dürfen wir die Glocken am Gipfel läuten.


Wir beeilen uns beim Abstieg, welcher auf der italienischen Seite großteils über Schotterfelder führt, die Stöcke sind sehr nützlich. Dann wird er zu einem schönen Weg bis „Trattas„, also italienische Klettersteige, kommen. Diese müssen rückwärts abgestiegen werden. Das kostet Zeit. Und Nerven. Als wir endlich die Trattas hinter uns haben, erwartet uns noch ein Gegenanstieg zu einer italienischen Hütte (Rifugio Marinelli) und schließlich gehen wir am See entlang zur Wolayerseehütte. Wo wir heilfroh sind, unsere Wanderschuhe auszuziehen. Der Tag hat uns so geschafft, dass wir um 19:30 glücklich in die Federn hüpfen. Wobei, hüpfen ist übertrieben, dazu fehlte nach 8h gehen einfach die Kraft.

Die italienischen „Trattas“ haben es in sich…
Tag 4 – von Umwegen und Selbsterkenntnis
An diesem Tag fällt mir das Aufstehen schwer. Meine Beine sind so müde, dass ich am liebsten den ganzen Tag im Bett verbringen möchte. Doch das nächste Bett wartet ca. 1300hm und 15km zu Fuß entfernt auf uns. Na gut, also Abmarsch um 07:15 in Richtung Hochweißsteinhaus.
Auf dem Weg rund um die obere Wolayerhütte erwarten uns Ziegen und Kühe, idyllischer könnte es kaum sein. Nach den ersten paar hundert Metern werden auch die Füße wieder fitter. Selbst der 200hm Aufstieg auf den Germondopass verläuft halbwegs angenehm, die Murmeltiere pfeifen, Bienen fliegen und die Sonne lacht uns ins Gesicht. Wir überschreiten die Grenze und befinden uns wieder mal in Italien. Ohne diese Schilder hätten wir oft keinen Plan auf welcher Seite wir uns gerade befinden.


Wir sollen zu einer verlassenen Hütte kommen – genannt Sella Sissanis. Wir kommen zu einem etwas heruntergekommenen Bauernhof auf der italienischen Seite, man sieht in im oberen Bild über dem See. Wir verwechseln diese mit dem Bauernhof und fragen uns: Vielleicht hat jemand die verfallenen Gebäude wieder aufgebaut und davon steht im Führer noch nichts? Wir sehen einen Bauern der seine Kühe betreut und fragen ihn nach dem Hochweißsteinhaus. Er kann nur italienisch und wir nicht – deshalb bedeutet er uns mit Handzeichen dem Pfad ins Tal zu folgen. Und den gehen wir auch. Nach ca. 500 Höhenmeter Abstieg kommen wir an einer Farm vorbei – die ist auf der Karte gar nicht aufgezeichnet. Wir folgen noch einer Weile einer Forststraße, bis auch diese zu Ende geht. Nach langem Grübeln über der Karte ziehe ich Google Maps zu Rate – ausnahmsweise gibt es hier Empfang und Internet! Und was wir irgendwie schon im Gefühl hatten, bestätigt sich: falsches Tal. Umdrehen.

Ich bin mit meinen Nerven am Ende. Ich wollte eigentlich so schnell wie möglich ankommen und diese Etappe war sowieso schon kein Zuckerschlecken – jetzt noch plus 500hm aufwärts und das an meinem Geburtstag! Ich könnte weinen. Bringt jetzt aber nix. Also alles wieder nach oben. Nach ca. 1 Stunde stehen wir wieder vor der Abzweigung. Und finden auch kurze Zeit später Sella Sissanis – so wie sie im Führer auch abgelichtet ist. Die Landschaft ist wunderschön, wir vertreiben uns die Zeit mit Spielchen und versuchen uns nicht über den Umweg zu ärgern.

Es geht weit bergab und mir wird klar, dass ich das alles heute noch hinauf muss. Der Anstieg auf den Jochpass wird immer anstrengender, meine Füße brennen und ich möchte einfach nur noch schlafen. Nicht mehr gehen. Oben sehen wir endlich die Hütte.
Doch mein Hochgefühl ist nicht aufrufbar, die letzten Meter eine Qual. Nicht mal beim Abendessen habe ich mehr richtig Appetit (und das kommt selten vor). Und obwohl – oder gerade deswegen, weil dieser Tag so fordernd war, habe ich unheimlich viel gelernt. Manchmal muss man auf seine Füße vertrauen, dass sie das noch schaffen und einfach seinen Kopf ausschalten – der denkt ab und zu zu viel.
Tag 5 – Gipfelmadonna und Schokokuchen
Der Wecker läutet, ich drehe mich um und versuche zu ignorieren, dass sich die anderen auf dem Weg zum Frühstück oder ins Bad machen. Ich will nicht. Heute könnte ein Pausentag sein – geplant hätten wir eigentlich den Mt. Peralba oder zu deutsch Hochweißstein, und so schlafen wir nochmals hier und ich könnte auch einfach da liegen bleiben. Meine Wanderbegleitung lockt mich schließlich mit dem Angebot auf einen kleinen Spaziergang aus meinem Schlaflager. Der Spaziergang wird länger als erwartet, schließlich treten wir den Anstieg zum Gipfel an. Meine Laune erreicht einen Tiefpunkt, der nur der Gedanke an Kuchen auf der italienischen Hütte da unten was anhaben kann.
Über Schotterfelder bahnen wir unseren Weg zum Gipfel, anscheinend soll hier der Papst oben gestanden sein, darum liegen überall Bilder und kleine Madonnen herum. Neben dem Kreuz erwartet uns auch eine Gipfelmadonna und wieder eine Friedensglocke.

Nach einer sehr kurzen Gipfelrast – weil der „Kuchen wartet nicht“ – gehen wir den gleichen Weg zurück, passieren Schotter und manche Stollen, steigen über Stacheldraht und sitzen ehe wir uns versehen mit einer Tasse Kaffee und einem großen Stück Kuchen in einer wunderschönen Steinhütte. Ein schöner Tag!

Langsam gehen wir zurück zu „unserer“ Hütte dem Hochweißsteinhaus – der Himmel wird immer dunkler und schließlich fallen uns ein paar Tropfen auf den Kopf. Als diese immer mehr werden und immer dicker, wird es zum ersten Mal Zeit für meine neue Regenjacke. Beim Abendessen habe ich wieder richtig Appetit!
Tag 6 – Schafkacke und Bunker

Ein Hüttenwechsel steht uns bevor – heute schlafen wir auf der Porzehütte. Als Königsetappe angepriesen, erwarte ich mir sehr viel. Gestern Abend hat uns ein Wanderer Bilder von Schneehühnern gezeigt, die soll man hier leicht sehen – und ich bin motiviert.
Voller Freude ob der versprochenen Schneehühnern und den tollen Blicken in die Sextner Dolomiten, bestreiten wir den anstrengenden Aufstieg zum Luggauer Törl.Wir nehmen den unteren Weg zur Ingrid Alm, weil ein großes Schneefeld den oberen Weg versperrt. Am Luggauer Törl schnuppern wir Höhenluft – und spätestens ab dem Sattel Schafscheiße. Der Weg ist richtig weich, anscheinend dürfte das hier ein toller Platz sein, um sich mit Aussicht zu erleichtern – zumindest, wenn man ein Schaf ist. Und da offenbaren sich die wunderschönen, schroffen Sextner Dolomiten. Die weißen Kalkzacken heben sich markant ab, es entsteht der Eindruck, man müsse fliegen können um auf dem Gipfel zu stehen, und bei manchen glaube ich, ist es wirklich so. Die Felsnadeln scheinen die Wolken regelrecht aufzuspießen.

Es geht leicht bergauf und bergab, der Blick weitet sich oft nach links zu den Dolomiten und rechts zu den Hohen Tauern. Als es schließlich etwas langweilig wird, fällt der Weg ab, wir sehen eine alte Militärstraße und große Bunkeranlagen und wissen – jetzt ist das Tilliacher Joch nicht mehr weit und damit auch nicht unser Schlafplatz. Die Porzehütte ist neu renoviert und die Schlafplätze sind gut durchdacht. Es gibt eine große Terrasse auf der wir bei netten Gesprächen mit anderen Bergbegeisterten unser Schnitzel verdrücken, während ein paar ältere Damen eine Yogasession abhalten. Dafür hätte ich jetzt keine Energie mehr! Also bleibt mir nur noch den Sonnenuntergang zu genießen und dann ins wohlverdiente Bett zu fallen.

Tag 7 – Höhepunkte und Wahnsinnige
Ich starte den Tag mit Vorfreude. Heute schlafen wir auf der kleinen Filmoorhütte, von der ich schon so viel positives gelesen habe. Außerdem haben wir heute Zeit. Es erwartet uns eine halbwegs kurze Etappe, wir wollen die Porze besteigen und dann über den Klettersteig „Ferrata Corrado d´Ambros“ die Hütte erreichen. Auch auf die Porze erwartet uns ein Klettersteig. Wir machen uns auf den Weg, der Klettersteig ist sehr schön angelegt und relativ einfach. Auf dem Gipfel erwartet uns der schönste Gipfel unserer Tour, inklusive fantastische Blicke in die Hohen Tauern mit Großglockner-Blick.

Das Gipfelkreuz wirkt wie gemalen, gleich unter dem Gipfel ist ein Stollen aus dem 1. Weltkrieg. Das Wetter ist einmalig und wir könnten glücklicher nicht sein. Wir steigen über den Austria Weg ab auf die Porzescharte.
Dort liegt sehr viel Stacheldraht, immer wieder erzählen uns die Hüttenwirte, dass dieser einfach nie weggeräumt wurde seit dem 1. Weltkrieg.

Uns erwartet noch der zweite Klettersteig des heutigen Tages, dieser ist auch eher leicht und macht ordentlich Spaß! Es geht durch kurze Stollen, eine lange Leiter, kurze Zacken auf und ab. Dann sehen wir unser Ziel. Wir setzten uns kurz nochmal zur Rast hin und beobachten eine fleißige Amsel, die keine Scheu vor uns zu haben scheint. Gegen 15:00 kommen wir bei der Hütte an und werden herzlich empfangen.


Zeit für Bier und Schokokuchen! Der Koch fragt uns noch auf was wir Lust hätten zu essen, denn es sind heute nur vier Gäste da. Sein Vorschlag von Nudeln mit selbstgemachten Paprikapesto mit Speck klingt gut. Dabei bleiben wir. Wir sitzen gemeinsam mit den Hüttenwirten in der Stube, mehr Platz wäre sowieso nicht, die Hütte ist klein. Und doch beherbergt sie einige Schätze – Bücher und Gesellschaftsspiele. Wir unterhalten uns prächtig mit unseren Wiener Mitübernachtern. Da geht auf einmal die Tür auf und herein kommt ein patschnasser Kerl, setzt sich zu uns auf den Tisch, schaufelt die Nudeln in sich hinein und erzählt uns, er ist zu Fuß unterwegs nach Nizza. Und das in einem Affenzahn – nämlich in 50 Tagen. Es entstehen so lustige Gespräche, dass mir die Augen tränen und der Bauch vor lachen weh tut. Als ich schlafen gehe muss ich grinsen, ich glaube nicht, dass noch irgendetwas diesen Tag toppen könnte.
Tag 8 – von Abschieden und Ruinen
Ich bin so begeistert von der kleinen Filmoor-Standschützenhütte, dass ich ein kleines Souvenir (ein T-Shirt) mitnehmen muss. Etwas frische Wäsche ist außerdem nach 8 Tagen wandern nie schlecht. Wir brechen früh auf und folgen dem Weg über das Schotterfeld am Kinigat vorbei auf die Pfannspitze. Auf dem Schotterfeld finden wir eine Unterhose, feinsäuberlich neben dem Weg drapiert. Lachend erklärt uns ein Mann auf dem Gipfel, dass sein Freund ihm Sachen geklaut hat und diese am Weg versteckt, so sind die Wege kurzweiliger.

Der Weg ist abwechslungsreich, mal klettert man über große Steine, dann wieder tragen einen die Beine über eine Blumenwiese. Auf diesem Abschnitt kommen wir oft an Ruinen von Baracken vorbei. Sogar an einem kleinen Soldatenfriedhof. Hier wird das Ausmaß des Krieges erst richtig bewusst, die Geschichte wird präsent. Hier lebten Menschen unter widrigsten Bedingungen – sie führten nicht nur den Kampf gegen die Natur sondern auch gegen die feindlichen Truppen nur ca. 5m weit entfernt. Schockierend.


Uns kommen sehr viele Menschen entgegen und wieder einmal sind wir froh, in die andere Richtung zu gehen als die meisten. Denn so sind wir trotzdem einen Großteil des Weges alleine unterwegs. Ein paar Gipfel nehmen wir noch mit, am Hornischegg Gipfel finden wir riesige Bunkeranlagen. Es lassen sich sogar Toiletten erkennen. Wir erreichen die Sillianer-Hütte gegen 15:00. Wir genießen den letzten Abend in den Bergen und schon jetzt tut der Abschied weh und wir sprechen bei Nudeln Aglio e Olio über die vielen Erlebnisse die wir in den acht Tagen hatten.


Tag 9 – Abstieg und Heimfahrt
Das Aufstehen fällt schwer, nicht weil die Füße müde sind, oder weil ich schlecht geschlafen habe – ich möchte, dass das Abenteuer noch nicht endet. Mit schweren Herzens machen wir uns an den Abstieg über den Heimatsteig. Jetzt geht´s wortwörtlich nur noch bergab, ich bin zu wehmütig um das Wandern wirklich zu genießen. Es war so schön! So viele Eindrücke, so viele gemeisterte Herausforderungen! Das Ziel, nach Nizza zu wandern geht mir auch nicht aus dem Kopf – vielleicht eines Tages versuche auch ich mich an einer Fernwanderung! Und da stolpere ich schon über einen Stein auf der Kuhweide – naja man sollte sich eben doch konzentrieren beim Wandern. Der Abstieg ist schön, über einsame Wege und Kuhweiden, schließlich bringt uns eine Forststraße zum nächsten Bahnhof. Und wir hören das erste Mal seit 9 Tagen wieder Autos. Und die sind ziemlich laut, wenn man nur die Stille der Berge gewöhnt war…

Ich fahre mit einem Kopf voller Erinnerungen nach Hause – diese Nummer wird mir noch lange im Kopf bleiben! Wir sitzen die nächsten 8 Stunden im Zug nach Hause – stinkend aber glücklich!
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