Wer das Hochschwab-Gebiet liebt, aber dem Trubel rund um den Hochschwab-Hauptgipfel entgehen will, findet mit dem Ringkamp (2153 m) eine lohnenswerte Alternative. Der Gipfel liegt etwas abseits der bekannten Routen und belohnt mit fantastischer Aussicht, viel Natur und angenehmer Einsamkeit.
Hard Facts:
- Höhenmeter: 1700 hm
- Strecke: 17 km
- Dauer: ca. 10,5 Stunden mit Pause
- Kletterpassagen Schwierigkeit II+
- Kletterhelm unbedingt erforderlich!
- nur teilweise markiert
- Sonnencreme nicht vergessen!
Ankunft und Parken
Die Wanderung startet im Weichselgraben, wo man sein Auto kostenfrei abstellen kann. Direkt vor dem Volksheim kann man parken, dann geht man die Forststraße entlang der Markierung Nr. 854 taleinwärts. Der Weg ist gut markiert, führt das stille Tal hinein.

Man folgt den Beschilderungen „Ring“ und langsam steigt der Steig über Wiesen und lichte Wälder, bis man schließlich in einem Bachbett steht. Am besten man folgt den Steinmännern und umgeht die größeren Schotterfelder. Es ist kalt, obwohl der Wetterbericht uns noch 30 Grad verspricht. Doch im Schatten des Tales möchte man das zu diesem Zeitpunkt kaum noch glauben.
Einsamkeit im Hochschwab – Gebiet gefällig?
Wir hören das Pfeifen der Gämsen, die sich in den Schotterfeldern links von uns jagen und folgen dem Steig, der sich gemächlich den Weg nach oben bahnt.


In einem lichten Wald ziehen wir schließlich unsere Westen aus, denn ab jetzt gibt es keinen Schatten mehr. Wir müssen den Weg ein bisschen suchen, können uns mit der Karte von Alpenvereinaktiv aber gut orientieren: Alpenverein Aktiv Ringkamp.
Schließlich erreichen wir den Talschluss und benötigen zum ersten Mal auch unsere Hände, um aus dem Kessel links hinauf zum alten Steig zu gelangen. Ab hier ist der Weg wieder halbwegs gut markiert, einige Steinmänner weisen und die Richtung, ab und zu gehen wir weglos, doch das ist in diesem Gelände nicht weiter tragisch.

Immer wieder hüpfen Gämsen links und rechts des Weges, Menschen begegnen wir aber keinem.
Zum oberen Ring
Dann geht es weglos bergauf, mit ein bisschen alpiner Erfahrung lässt es sich aber gut schaffen. Auf einem großen Schotterfeld, die Sonne knallt uns erbarmungslos in den Rücken, sehen wir das erste Teilziel: ein kleines Kreuz auf einem Hügel.

Hier wird die erste Pause gemacht, denn uns erwarten noch einige Höhenmeter und vor allem Kilometer. Wir snacken unsere Müsliriegel mit Aussicht auf das was uns noch erwarten wird: die Wasserfallschlucht.
Sie wirkt noch ziemlich weit weg, wir müssen die ganze Senke durchqueren. Doch das ist in diesem Moment nebensächlich, denn der Blick ist einfach fantastisch. Der Gebirgszug schließt das Tal und lässt uns aus dem Staunen nicht herauskommen. Dann heißt es jedoch: weiter gehts.

Durch die Wasserfallschlucht
Nach einem kurzen Anstieg über ein Geröllfeld, packen wir unsere Stöcke schließlich in den Rucksack. Unsere Hände werden wir jetzt brauchen, die Helme setzten wir uns auch auf – denn es geht fast senkrecht nach oben, die Gefahr, dass vorgehende Wanderer Steine lostreten, ist groß.

Der Fels ist kompakt, die Rotpunkt-Markierungen am Anfang noch gut. Wir finden uns gut zurecht und kommen gut voran, dann sind wir auch schon bei der Schlüsselstelle, die mit II+ bewertet wird.
Fallen sollte man nicht, aber sie ist auch nicht weiter tragisch. Dann beginnt die Sucherei. Wo ist der nächste Punkt?
Umso weiter man nach oben klettert umso ausgebleichter und schwer auffindbar sind die Markierungen und umso splittriger wird das Gestein – volle Konzentration ist gefragt!
Wir haben schließlich die Wasserfallschlucht durchstiegen und gehen auf einem richtigen Wanderweg rechts. Unten in einer Doline sehen wir eine ganze Herde Steinböcke, die friedlich grasen und sich vor der gleißenden Sonne verstecken. Ich kann sie verstehen, es ist wirklich wahnsinnig heiß.

Als der Wanderweg nach links abbiegt verlassen wir ihn wieder und gehen weglos in Richtung Ringkamp-Gipfel.
Pause mit Gämsen
Dann ist es Zeit für eine Jausenpause. Diesmal nicht nur Müsliriegel sondern richtig. Wir sitzen bestimmt eine halbe Stunde, schauen den Gämsen unter uns zu und ich versuche auszublenden, dass es noch circa 200 Höhenmeter weglos nach oben geht, bis wir am Gipfel stehen.

Der letzte Anstieg, eine steile Wiese, hat es noch einmal in sich. Und dann dürfen wir am Gipfel des Ringkamp (2153 m) stehen und das Panorama genießen – und kurz sind die Strapazen des Aufstiegs vergessen. Doch die Zeit ist fortgeschritten und wir sollten schauen, dass wir nach unten kommen.


Es bleiben zwei Optionen: entweder weglos über die Nordflanke des Ringkamp – hier geht es eine steile Wiese bergab, oder nach links über den Rücken zum markierten Wanderweg.
Wir entscheiden uns mit dem Scherz „heut sind wir schon so viel ohne Weg gegangen, jetzt ist es auch schon egal“ für die erste Variante. Und am Anfang geht das auch richtig gut.
Über Stock und Stein bergab
Die steile Wiese ist am Anfang angenehm zu gehen, dann wird die Wiese immer steiler, mit Geröll durchsetzt und sie will einfach nicht enden. Unter uns ist die Waldgrenze, wir reden uns ein, dann ist es geschafft, dann kreuzen wir gleich den Wanderweg.
Falsch gedacht – nach der Baumgrenze wird es erst richtig mühsam. Die Vegetation ist hochgewachsen, wir bahnen uns den Weg durch Brennnesseln, hüfthohe Gräser und Bäume. Es geht nichts voran, die Waden sind rot von der Sonne und zerschnitten von den Pflanzen. Und der Weg will einfach nicht unseren kreuzen.

Als wir nach gefühlten Ewigkeiten den Wanderweg Richtung Edelbodenalm erreichen, sind wir erleichtert. Die Trinksäcke sind leer, die Motivation sinkt, der Weg ist noch lang. Aber auf dem Weg machen wir wenigstens ordentlich Kilometer.
Die Edelbodenalm liegt wunderschön auf einer Wiese – der Ringkamp grüßt uns ein letztes Mal zu. Wir schauen, dass wir weiterkommen.

Zuerst auf dem Weg, dann auf einer Forststraße. Auf der Forststraße beginnen wir ein paar Kilometer zu laufen – das fühlt sich mittlerweile besser an, als gehen.
Dann kommt die Straße unter uns immer näher und wir können unser Ziel sehen: das Auto. Nach 12 Stunden, knapp 20 Kilometern und circa 1.700 Höhenmetern bin ich froh, als wir unsere Füße in der kalten Salza abkühlen.
Fazit
Diese Tour war sowohl mental als auch physisch sehr fordernd, wenn auch wunderschön. Ich würde vielleicht einen Tag wählen, an dem es ein paar Grad kühler ist und die Sonne nicht so herunterbrennt.
Auf alle Fälle würde ich beim Gipfelkreuz den Wanderweg wählen, anstatt weglos abzusteigen! Also für erfahrene Bergsteiger, die gerne auf einsamen Wegen gehen eine absolute Empfehlung!
Wenn du hier draufklickst: Grimming dann kommst du zum Beitrag über den höchsten freistehenden Berg Europas – oder hier: Gesäuserunde zu einer wunderschönen Mehr-Gipfel-Tour im Gesäuse.
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