Hier Reisfelder, dort Palmen, Berg die sich bis zu 3000 Meter in die Höhe schrauben, Bali ist vielseitig und einzigartig. Der perfekte Ort um einzusteigen in die bunte Welt Asiens – ein leises kennenlernen einer anderen Kultur ohne Kulturschock. Die Vielfalt Balis reicht von artenreichen Korallenriffen und Buchten, über üppige Reisfelder, Palmen- und Kaffeeplantagen, Vulkanen und Seen bis hin zu Pools und Luxusresorts. Es fällt schwer, sich zu entscheiden und das schöne vorweg: das muss man sich gar nicht.
Wir entschieden uns für das Mieten eines Rollers in Ubud für zwei Wochen. Die letzten Tage wollten wir noch auf Nusa Penida verbringen. Geplant haben wir nur sehr wenig im Vorhinein, wir wollten uns von der Stimmung vor Ort führen lassen.
Ans andere Ende der Welt
Der Anflug auf Bali ist abenteuerlich. Die Landebahn ist ein schmaler Streifen von Meer zu Meer, dahinter ist nur eine Straße auf dem Festland. Man sieht nicht viel vom Flugzeug aus, merkt nur beim Aussteigen, dass die Luftfeuchtigkeit und die Temperaturen hoch sind. Die Strapazen am Flughafen (Visa on Arrival, Touristenabgaben, …) sind schnell vergessen, als wir unsere ersten Schritte in die für uns neue Welt tun: Palmen säumen die Straßen, fremde Wortfetzen dringen in unsere Ohren – und das ist der perfekte Auftakt unserer Reise – es wird laut, bunt und chaotisch.
Kulturelles Zentrum und Touristenhochburg. Ubud.
Was in unserem Reiseführer als spirituelles und kulturelles Zentrum beschrieben worden ist, entpuppt sich schnell zu einem Ort der nicht zu uns passt. Ubud ist uns zu laut, zu viele Touristen beherrschen die Gehsteige – kurzum, wir fühlen uns nicht wirklich wohl. Es gibt schöne Flecken in der Stadt, keine Frage – wir finden sie zu Fuß oder mit unserem Moped. Die schönsten Spaziergänge und Abenteuer in und um Ubud habe ich hier zusammengefasst:
Die schönsten Spaziergänge in Ubud – Bali auf leisen Sohlen entdecken
Da wir erst spät mit dem Flieger landeten, wollten wir nicht noch ewig weit fahren und wir einigten uns auf eine maximale Fahrtzeit von einer Stunde. Und da wir den Südzipfel von Bali nicht priorisiert haben, fiel die Wahl also auf die hochgelobte Kulturhauptstadt. Wir haben hier gutes indonesisches Essen geschmaust, Bali Belly eingefangen und wir durften an einem traditionellem Tanz, dem Kecak teilhaben. Es waren wirklich schöne Momente dabei (damit meine ich nicht den Bali Belly) – aber trotzdem. So ganz passen will es mit Ubud nicht und wir sind froh, als wir uns nach der dritten Nacht in der Stadt in weniger touristische Gebiete wagen.
Affenbande und schwarzer Sand
Unser Moped ist blau und weiß, es geht sich genau ein Rucksack vorne zwischen den Füßen aus und wir haben damit 125 ccm unterm Hintern. Die Abenteuerlust und dieses Freiheitsgefühl schießen uns durch die Adern. Unser Ziel ist Balian, dazwischen wollen wir beim Sangeh Monkey Forest Halt machen. Als wir die ersten Palmplantagen sehen und steile Dschungelstraßen erklimmen, werden wir zum ersten Mal warm mit der Insel. So habe ich mir das schon eher vorgestellt!
Wir halten beim Sangeh Monkey Forest. Es umgibt uns ein mystischer Wald – Muskatbäume wachsen kerzengerade 40m hoch und beherbergen dabei über 700 Affen. Im Wald eingebettet befindet sich eine alte Tempelanlage, doch das Highlight sind eindeutig die frechen Affen.
Sie sind schon fast zutraulich, man kann sie beim lausen und fressen von Obst und Gemüse beobachten, sie jagen sich gegenseitig auf der Anlage und klettern mit Hilfe von Guides für witzige Erinnerungsfotos auch auf den Schoß der Touristen. Die Anlage ist sehr gepflegt, Müll sieht man nur die Obst und Gemüsereste und ab und zu hängt ein blaues Sackerl in den Bäumen. Am Eingang erhält man dieses, gefüllt mit Erdnüssen und Wasser – da kann man sich denken, dass die frechen Makaken diese gerne stibitzen.
Die Straße schlängelt sich weiter durch den Dschungel, links und rechts dichter Bewuchs, man hört Vögel und Affen schreien. Der Verkehr ist hier nicht tragisch, ab und an einige Schlaglöcher, jedoch soweit keine Probleme – mir tut nur der Hintern weh vom Sitzen.
Wir erreichen am Nachmittag den kleinen Küstenort Balian. Es erwarten uns steile Klippen, die spektakulär ins Meer münden und feiner schwarzer Sand. Die Gischt die entsteht, wenn das Wasser an den Klippen bricht, lässt die Landschaft so aussehen, als wäre sie in Nebel gehüllt. Auf den hohen Wellen draußen tummeln sich Surfer, leider ein Zeichen für uns, sich nicht schwimmend in die Brandung zu wagen. Wir gehen kilometerweit barfuß am Strand spazieren und genießen spektakuläre Sonnenauf- und -untergänge.
Balian ist für uns der Ort den wir gebraucht haben. Ruhig, abgelegen und wunderschön. Doch es ist bald Zeit weiterzuziehen. Wir wollen nach Pemuteran – dort kann man endlich im Meer planschen!
Der Norden Balis – Kultur und Natur vereint
Ursprünglich und wild soll er sein der Norden Balis. – Perfekt für Abenteurer und Naturliebhaber. Der Weg ist steil, mit Schlaglöchern versehen und lange. Dschungelstraßen auf und ab fahren wir Richtung Norden – nur noch 10 km! Musik in meinen Ohren. Wir suchen uns ein Homestay und verbringen den restlichen Tag in der Bucht von Pemuteran. Der lange Weg hat sich ausgezahlt. Vor uns erstreckt sich eine bunte Unterwasserwelt, geschaffen von Bio Rock. Ein Projekt, das Korallen aufforstet und auf Skulpturen pflanzt. Diesen lebendigen Skulpturenpark kann man hier bestaunen. Es finden sich ein versenkter Drache, verschiedene geometrische Figuren und viele Namen von Spenderinnen und Spendern.
BioRock falls du neugierig geworden bist, oder eine Koralle spenden möchtest, bist du hier richtig 🙂
In den kommenden Tagen verbringen wir die meiste Zeit im Meer mit dem Kopf unter Wasser – wir buchen eine Schnorcheltour nach Menjangan, die Artenvielfalt ist bombastisch, man weiß nicht wo man hinschauen soll. Intakte Korallenriffe zu sehen ist an sich schon faszinierend, doch dann ruft unser Guide „Dörtel! Dörtel!“ – ich verstehe zuerst nicht was er meint – dann macht es klick – das heißt „Turtle!“
Sofort bin ich mit dem Kopf unter Wasser und suche nach der Schildkröte. Und ich brauche nicht lange suchen, sie ist direkt unter mir und grast. Ein absolut magischer Moment.
Wir gehen noch auf einen zweiten Schnorchelgang, wo feinere Korallen wachsen. Auch hier sind Fische über Fische. Die Insel selbst können wir leider nicht betreten, weil der Wasserstand zu niedrig ist und wir mit dem Boot sonst Lebensraum zerstören würden. Im ersten Moment bin ich enttäuscht, doch was solls! Ich sitze auf einem Boot in Bali habe gerade faszinierende Begegnungen gemacht und das Essen schmeckt gut!
Wir buchen außerdem eine Tour in den Bali Barat Nationalpark. Balis einziger Nationalpark beherbergt eine endemische Art – den Bali Star. Dieser weiße Vogel hat nur hier seine Heimat und teilt seinen Lebensraum mit ein paar Hirschen, schwarzen Haubenlanguren. Die letztere beschreibt eine seltene Affenart, die ebenfalls auf der Insel nur hier zu finden ist. Wir streifen durch den trockenen Wald und erfahren viel Neues: so sehen Krabbenlöcher aus, hier liegt ein Affenschädel,… Und dann raschelt es, unser Guide wird nervös und bedeutet uns schneller zu gehen. Er tritt zur Seite und gibt uns den Blick auf die Affenbande der Haubenlanguren frei. Etwas sehr besonderes, denn sie lassen sich relativ lange beobachten.
Haubenlanguren bewegen sich meist in Gruppen von 20-30 Mitgliedern. Ein Affe ist dabei der Späher – er hält weit oben auf einem Ast Ausschau, ob sich irgendwo Gefahr nähert. Meine Kamera läuft Sturm, doch ich habe weder das richtige Objektiv, noch den richtigen Winkel, um die Affen schön in Szene zu setzen. Wir dürfen uns noch über Wild und eine Bali Star Sichtung freuen, dann geht es zurück.
Am letzten Tag unternehmen wir noch eine Tempeltour. Der Bruder unserer Homestay-Leiterin führt uns zu drei verschiedenen Tempeln und macht uns mit balinesischem Hinduismus und der Lebensweise auf der Insel vertraut.
Wir singen beim Autofahren hinduistische Gebete und genießen ausgelassene Momente. Die Kultur der Balinesen ist faszinierend, wunderschön und bewunderswert. Wir wurden im Norden Balis wirklich mit schönen Erlebnissen belohnt!
Verstecktes Naturparadies – Munduk
Unsere Reise um die Insel führt uns nach Munduk. Wir erwarten uns ehrlich gesagt nicht viel, werden jedoch positiv überrascht. Wir finden uns in einem Paradies wieder. Man blickt von den Terrassen der Homestays und Warungs ins Tal auf Reisfelder und Dschungel, wenn das Wetter klar ist, sieht man am Horizont das Meer. Weiter bergauf – steil und kurvig – kommt man zu den Zwillingsseen und genießt dabei spektakuläre Tiefblicke – teilweise bis ans Meer.
Wir wandern zu Wasserfällen, baden in kaltem Wasser, genießen die Zeit mit viel Bewegung und leckerem Essen. Es fehlt uns an nichts und die einzig logische Konsequenz – wir verlängern. Wir spazieren durch Reisfelder und Dschungel, der Geruch getrockneter Gewürze ist allgegenwärtig. Hier werden verschiedene Teesorten getrocknet, auf riesigen Tüchern liegen Kräuter zum Trocknen neben der Straße. Auch Kaffee kann man hier erwerben. Munduk ist ein Ort für alle Sinne. Und der größte Vorteil für uns – in der Nacht wird es eher kühl, so brauchen wir keine Klimaanlage und es ist richtig kuschelig und gemütlich.
Sonnenuntergänge und Abtauchen
Amed an der Ostküste Balis, hat uns gleich verzaubert. Am Morgen sieht man am Horizont tausende bunte Fischerboote, die von ihren Fischausflügen zurückkehren gleichzeitig mit einem spektakulären Sonnenaufgang. Amed liegt so, dass sowohl bei Sonnenauf- als auch bei Sonnenuntergang die Sonne das Meer küsst. Klingt jetzt sehr poetisch, ist auch so. Man kann Cocktails mit den Zehen im Sand schlürfen und einen Unterwassertempel erschnorcheln. Ich habe noch nie so viele Fische auf einem Haufen gesehen! Wir verbringen die Tage entspannt und genießen unsere Zeit in vollen Zügen.
Es gibt traditionelle Warungs, hippe Cafés und schöne Strandbars. Man findet sowohl traditionelle als auch touristische Orte, doch die Natur wartet hier richtig auf. Legt man den Kopf in den Nacken, hat man Sicht auf den Mount Agung (wenn er nicht wolkenverhangen ist) und auf die Insel Lombok auf der gegenüberliegenden Seite.
Bergbesteigung in Sidemen
Charakterlich erinnert mich das Dorf ein wenig an Munduk, auch wenn die Superlative im Vergleich fehlen. Man sieht nicht ans Meer, genießt keine spektakulären Tiefblicke, dafür einen einwandfreien Blick auf den Mount Agung. Die Gemeinsamkeiten sind jedoch die Reisfelder, das üppige Grün und die Freundlichkeit der Menschen. Wir besuchen noch einen Wasserfall, wo wir in natürlichen Pools baden und haben dabei Glück – wir sind so früh da, dass wir den Wasserfall zuerst alleine haben und dann nur mit wenigen Menschen teilen müssen. Der Mount Agung reizt uns und wir beschließen ihn zu erklimmen. Kurzer Spoiler: wir waren am Gipfel. Jedoch nicht so Eitel, Wonne, Sonnenschein wie gedacht.
Die Strapazen des Berges liegen uns in den Knochen, die Muskeln sind müde, Sidemen ist der perfekte Ort zum auskurieren. Es werden Massagen angeboten und man kann günstig und gut essen gehen. Es ist nicht so heiß wie an der Küste, wodurch wir gut ausschlafen können.
Doch die Zeit drängt langsam. Wir müssen zurück nach Ubud unseren Roller abgeben und unsere letzten Tage auf Bali planen. Wir entscheiden uns für eine Überfahrt auf die Nachbarsinsel Nusa Penida. Zwei Nächte wollen wir auf der Insel verbringen und die weltberühmten Strände erkunden.
Nusa Penida – Rochen und Traumstrände
Das Schnellboot bringt uns auf die Insel, es ist nicht überfüllt, vielleicht auch deswegen, weil wir das Ende der Trockenzeit und damit auch das Ende der Hauptreisezeit ansteuern. Unsere Rucksäcke schaffen die Überfahrt auch gut und wir werden beim Hafen mit türkisblauem Wasser belohnt. Welche Farben – oh wie oft ich das diese Tage noch sagen werde. Da unser Rollerabenteuer auf Bali so gut geklappt hat, entscheiden wir uns auch hier für einen fahrbaren Untersatz auf zwei Rädern.
Wir cruisen einmal um die Insel, besichtigen eine heilige Höhle Goa Giri Putih mit einem unterirdischen Tempel darin – eine mystische Erfahrung. Quetscht man sich durch den Eingang – der nicht viel mehr als ein Loch im Felsen ist, wird man Teil einer anderen Welt. Das Klima ist feucht und heiß und es riecht nach Räucherstäbchen. Man hört wie Klangschalen zum Klingen gebracht werden. Die Höhle ist größer als wir es uns dachten, am Eingang informiert ein Schild über zwei hier endemische Krabbenarten und die Herausforderung, sowohl die Natur als auch die Kultur zu respektieren. Das schöne am balinesischen Hinduismus ist, dass jedes Lebewesen eine Daseinsberechtigung hat. Auch wenn sich dem Menschen der Nutzen eines Lebewesens nicht erschließt.
Wir stehen am nächsten Tag früh auf: wir wollen den Sonnenaufgang am Diamond Beach sehen. Wir fahren einmal quer über die Insel und genießen die traumhafte Stimmung, die sich ergibt, wenn die ersten Sonnenstrahlen die weißen Klippen in goldenes Licht tauchen. Eine Affenbande macht sich noch aus dem Staub, bevor die Menschenmassen eintrudeln und wir sind an diesem Tag die ersten die ihre Füße in den weißen Sand setzen. Am Nachmittag wird dieser Ort mit Touristen überströmt sein, zumindest lässt sich das vermuten, wenn man die Größe des Parkplatzes sieht – und die Fluchtroute der Affen 🙂
Wir sehen einen traumhaften weißen Strand nach dem anderen, besonders fasziniert sind wir vom Suwehan Beach.
Am nächsten Morgen steht eines der faszinierendsten Programmpunkte auf unserer Liste: eine Schnorcheltour mit Mantarochen. Wir bekommen in der Früh ein Lunchpaket mit – wir müssen zu früh los um das Frühstück im Hotel genießen zu können. Mit dem Schnellboot hüpfen wir über die Wellen, das Wetter ist schlecht und die Wellen dementsprechend hoch. Es regnet. Nicht gerade das Wetter das ich mir vorgestellt habe. Wir hüpfen in die meterhohen Wellen und da erblicken wir ihn: einen majestetischen Mantarochen. Ich vergesse sogleich, dass mir eigentlich kalt ist. Der Anblick ist einfach atemberaubend. Danach fahren wir noch zwei weitere Schnorchelspots an, wo wir unzählige Fische und Korallen sehen. Auch eine Schildkröte stattet uns einen Besuch ab (oder eher wir ihr). Was für ein schöner Tag!
Langsam wird uns bewusst, dass unser Abenteuer bald zu Ende geht. Wie schnell doch die Zeit vergangen ist. Wir nehmen am nächsten Tag das Schnellboot zurück auf Bali. Und vermissen sogleich die wunderschöne Insel mit ihrem atemberaubenden Blau und den steilen Felsküsten. Wir schwelgen auch schon in Erinnerungen. Dann geht unser Flieger. Bali, wir werden dich nicht vergessen!