Abendstimmung in den Reisfeldern.

Der CO2 Verbrauch unserer Bali Reise – wie könnte man nachhaltiger Reisen?

Zugegebenermaßen ist eine Reise auf die Insel der Götter mit einem hohen CO2 Ausstoß verbunden. In den letzten Jahren ist die steigende Anzahl der Touristen auch zu einem Problem für die Umwelt geworden. In diesem Blogbeitrag analysiere ich rückwirkend, wie nachhaltig die Reise schlussendlich war und wo ich Verbesserungspotenzial sehe. So werden die nächsten Reisen hoffentlich nachhaltiger und bewusster.

Anreise: Der CO2-Fußabdruck

Es ist kein Geheimnis, dass Flüge zu den größten CO2-Emittenten gehören. Bali kann von Europa aus nur mit dem Flugzeug erreicht werden, wobei man eine Reisezeit von ca. 20h in Kauf nehmen muss. Unser Flieger startete in Wien und landete mit einem Zwischenstopp in Dubai schließlich in Denpasar. Um den CO2 – Ausstoß im Vorhinein schon eher niedrig zu halten, entschlossen wir uns für einen möglichst langen Aufenthalt. In unserem Fall hieß das: drei Wochen. Auch der Gedanke eines Inlandsfluges wurde sofort verworfen. Auf der Webseite myclimate.de kann man sich den CO2 Ausstoß für seinen Flug berechnen lassen. Diese Webseite habe ich hier verwendet.

In meinem Fall betrug der CO2 Ausstoß für Hin- und Rückflug in der Economy Class 3,5 t CO2. Das ist bereits die Hälfte des Jahresverbrauchs pro Kopf in Österreich. Der Ausstoß dieses Betrages ist äquivalent mit einem Jahr Autofahren mit einem Mittelklassewagen.

Was man nicht vergessen darf, ist die Anreise zum Flughafen selbst. Die Anreise fand in diesem Fall per Zug statt, für Hin- und Rückreise werden dafür 10,4 kg CO2 frei.

Unterkünfte

Ich habe versucht, die Unterkünfte vor Ort zu buchen. Dabei kann man sich gleich ein Bild von der Unterkunft machen. Meistens übernachteten wir bei Locals in sogenannten Homestays. Diese werden häufig von Familien oder kleinen Gemeinschaften betrieben, was bedeutet, dass das Geld direkt in die lokale Wirtschaft fließt und nicht an große Hotelketten. Dies hilft, das Einkommen der Gemeinschaft zu steigern und die regionale Entwicklung zu fördern. Oft werden über Homestays Ausflüge angeboten oder Roller vermietet – meist mit einem Familienmitglied. Homestays bieten außerdem einen authentischeren Einblick in die lokale Kultur, deren Traditionen und Bräuche. Man sieht vor Ort wie gelebt wird. Nachhaltiger Tourismus basiert auf Respekt und Förderung des kulturellen Austauschs, was in Homestays eine zentrale Rolle spielt.

Leider lässt sich nicht genau berechnen, wie viel CO2 durch die Unterkünfte entstanden ist. Da der CO2 Verbrauch pro Nacht von sehr vielen Faktoren abhängt, ist es sehr schwer, diesen zu berechnen. Meine Recherchen, haben zumindest eine grobe Einschätzung ergeben:

Zum Vergleich kann man Hotels und andere Unterkünfte betrachten:

  • Große Hotels (3-5 Sterne): Emittieren im Durchschnitt etwa 15-30 kg CO2 pro Gast und Nacht, abhängig von Energiequellen, Hotelgröße, Klimatisierung und den angebotenen Dienstleistungen (z.B. Spa, Pool, Restaurants).
  • Kleine Pensionen und Homestays: Haben oft niedrigere Emissionen, die bei etwa 5-10 kg CO2 pro Gast und Nacht liegen können. Dies hängt stark davon ab, ob der Strom aus erneuerbaren Energien stammt, wie sparsam Wasser und Energie genutzt werden und ob lokale, umweltfreundliche Produkte verwendet werden.

Von 20 verfügbaren Nächten, übernachteten wir fünf in größeren Hotels, oder Unterkünften mit Pool. Nimmt man dabei die Einschätzung von oben, ergibt sich ein CO2 Ausstoß von 205 kg.

Transportmittel

Um so unabhängig wie möglich zu sein, entschieden wir uns für das Mieten eines Rollers mit 125 ccm. Wir mieteten den Roller in Ubud, fuhren ca. 600 km damit um die Insel und brachten ihn dort schließlich wieder zurück. Auf Nusa Penida verfuhren wir ca. 120 km, ebenfalls mit einem 125 ccm Roller.

Für das Moped ergibt sich ein CO2 Ausstoß von rund 52 kg CO2. Durch den dichten Verkehr, der ein Stop-Go-Fahren nötig macht, sowie hügeliges Gelände und eine vermehrte Last durch zwei Personen und zwei große Rucksäcke, liegt der Kraftstoffverbrauch und somit auch der CO2-Verbrauch wahrscheinlich deutlich höher. Nach einigen Recherchen, kann davon ausgegangen werden, dass der tatsächliche Wert zwischen 60 und 69 kg CO2 liegt.

Um auf die Insel Nusa Penida zu kommen, fuhren wir mit dem Schnellboot von Sanur aus auf den Nusa Penida Ferry Port. Die Strecke beträgt ca. 25 km. Angenommen, auf dem Speedboot haben 40 Personen Platz, läge man bei einem CO2 Verbrauch von 2,3 kg CO2 pro Passagier.

Der CO2 Ausstoß der Transportmittel beläuft sich somit auf ca. 72 kg.

Aktivitäten vor Ort

Unseren Urlaub verbrachten wir zumeist beim Schnorcheln, Wandern oder am Strand. Wir buchten zwei Schnorchelausflüge mit dem Boot. Einmal fuhren wir von Pemuteran nach Menjangan, was bei einer Auslastung von 10 Personen ca. 4,6 kg CO2 pro Person bedeutet. Der zweite Schnorchelausflug fand auf Nusa Penida zum Manta Point statt. Dabei wurden ebenfalls ca. 4,5 kg CO2 pro Person verbraucht.

Mantarochen schwebt im Wasser.
dramatischer Himmel über dem Meer mit Regenbogen.
bewachsenes Stahlgerüst mit Korallen und Fischen.

Für die restlichen Aktivitäten fällt mir kein Grund ein, warum diese zusätzlich CO2 verursacht haben sollen, trotzdem rechne ich +5 kg – irgendwo habe ich bestimmt was vergessen 🙂

Verpflegung

Wir ernährten uns zu 90% von der lokalen Küche und bemühten uns, in Warungs oder lokal geführte Restaurants zu gehen. Warungs sind Lokale, die von Einheimischen geführt werden und vorwiegend indonesische oder balinesische Küche anbieten.

Durch die regionale Küche sind Warungs ein nachhaltiger und leckerer Weg sich zu ernähren. Je nachdem, wie viel Fleisch man verzehrt kann der Wert zwischen 30 und 60 kg CO2 schwanken. Zur Berechnung hier wird mit 55kg CO2 gerechnet.

CO2 Verbrauch gesamt

Insgesamt wurden in dieser 3 wöchigen Bali Reise pro Person 4 642 kg CO2 verbraucht. Der größte Teil des CO2 Verbrauchs entstand durch den Flug. Wie oben in der Grafik ersichtlich ist, verbraucht eine Person in der EU ca. 7,2 t CO2 im Jahr. Durch die Reise habe ich daher schon mehr als die Hälfte dieses Durchschnittswertes verbraucht. Lässt sich der CO2 Verbrauch senken?

Wie könnte der CO2 Ausstoß reduziert werden?

Ich möchte mir hier alle Unterpunkte noch einmal anschauen, um zu sehen, wo der CO2 Verbrauch reduziert werden hätte können.

Flug – Wie CO2 minimieren?

Um einen Flug so CO2 arm wie möglich zu halten, gibt es viele verschiedene Tipps und Tricks.

  1. Direktflüge wählen: vermeide Umstiege, da diese den Kraftstoffverbrauch und die Emissionen erhöhen.
  2. Früh buchen: Flüge in weniger nachgefragten Zeiten (z. B. außerhalb der Hauptreisezeiten) sind oft effizienter.
  3. Fluggesellschaften mit umweltfreundlichen Praktiken wählen: Einige Airlines setzen modernere, effizientere Flugzeuge ein oder nutzen nachhaltige Flugkraftstoffe (SAF).
  4. Kürzere Flüge bevorzugen: Wenn möglich, wähle kürzere Strecken, um den Gesamtverbrauch zu minimieren.
  5. Handgepäck nutzen: Vermeide zusätzliches Gepäck, da schwerere Maschinen mehr Kraftstoff verbrauchen.
  6. Kompensation der Emissionen: viele Anbieter bieten die Möglichkeit, CO2-Emissionen durch Projekte wie Aufforstung oder erneuerbare Energien zu kompensieren.
  7. Vermeidung von Kurzstreckenflügen: Für kurze Strecken sind alternative Verkehrsmittel wie Zug oder Bus oft umweltfreundlicher.
  8. Sparsame Flugreisen planen: Plane weniger, aber längere Reisen, um die Anzahl der Flüge zu reduzieren.
  9. Informiere dich über Flugzeugtyp und -technologie: Neuere Flugzeuge sind in der Regel effizienter. Wähle Flüge mit moderneren Maschinen.

Faktoren, die die CO2-Emissionen eines Homestays beeinflussen

Homestays sind effizienter als Hotels oder Resorts. Das liegt zu einem großen Teil daran, dass mit regionalen Lebensmitteln gekocht wird, meist kein Pool betrieben werden muss und die Privatzimmer meist mit regional verfügbaren Rohstoffen gebaut wurden. Möchte man seinen CO2 Ausstoß so gering wie möglich halten, kann man darauf achten, dass die Unterkunft keinen Pool hat und – wer nicht hitzeempfindlich ist, keine Klimaanlage. Nutzt das Homestay Solarenergie oder andere erneuerbare Energien zur Stromversorgung, sinkt der CO2 Verbrauch ebenfalls. Homestays haben im Allgemeinen einen deutlich geringeren CO2-Fußabdruck pro Nacht im Vergleich zu Hotels. In einem besonders nachhaltigen Homestay könnten die Emissionen auf etwa 3-5 kg CO2 pro Nacht sinken, während in herkömmlichen Homestays ohne explizite Nachhaltigkeitsmaßnahmen etwa 5-10 kg CO2 pro Nacht realistisch sind. In Hotels werden 15 – 30 kg CO2 pro Nacht verbraucht.

Möchte man in Hotels übernachten, kann man darauf achten, dass diese Hotels nachhaltige Praktiken anwenden. Dabei gibt es verschiedene Zertifikate, die zeigen, dass ein Hotel umweltfreundlich ist:

  • Green Key: Ein international anerkanntes Label, das auf Umweltmanagement, Ressourcenschonung und Energieeffizienz abzielt.
  • EU-Ecolabel: Vergeben an Hotels, die sich besonders um nachhaltigen Betrieb bemühen und strikte Umweltkriterien erfüllen.
  • LEED – IBO – Österreichisches Institut für Bauen und Ökologie (Leadership in Energy and Environmental Design): Ein Zertifikat, das sich auf nachhaltige Bauweise und Energieeffizienz konzentriert.
  • EarthCheck: Ein weltweit führendes Zertifizierungsprogramm für Nachhaltigkeit in der Tourismusbranche.
  • Travelife: Ein Siegel für nachhaltige Unterkünfte, das sich auf faire Arbeitsbedingungen, Umweltschutz und den Beitrag zur lokalen Gemeinschaft konzentriert.

Es sollten vorrangig Hotels gewählt werden, die ein umfassendes Abfallmanagementsystem haben. Dazu zählen zum Beispiel Recycling und Kompostierung und die Vermeidung von Einwegplastik. Weiters sollten sie Bettwäsche und Handtücher erst wechseln und waschen, wenn diese schmutzig sind. Einige Unterkünfte bieten wieder verwendbare Wasserflaschen an und verzichten auf Einwegartikel in Badezimmern. Nachhaltige Hotels kann man auch daran erkennen, dass sie eng mit der lokalen Bevölkerung zusammenarbeiten, um die Gemeinschaft zu unterstützen. Es werden lokale Arbeitskräfte beschäftigt, lokale Produkte gekauft und der kulturelle Austausch gefördert.

Gehts in Punkto Mobilität nachhaltiger?

Ein Moped zu wählen, wirkt in erster Linie mal nicht sehr nachhaltig. Stimmt. Doch auf Bali gilt der Roller als Hauptverkehrsmittel. Öffentliche Verkehrsmittel abgesehen von Touristenhochburgen wie Ubud gibt es nicht. Öffentliche Verkehrsmittel sind hier Taxis – mit Auto oder Moped. Und dafür fahren sie doppelte Strecke – sie bringen dich hin und fahren wieder zum Ausgangspunkt zurück. Da wir zu zweit unterwegs waren, war der Roller das perfekte Fortbewegungsmittel. In einer größeren Gruppe könnte ein Mietauto eine Option sein. Natürlich wäre es am nachhaltigsten, sich drei Wochen in einem lokalen Homestay einzumieten. Wir wollten jedoch die Insel erkunden. Je nach Reiseart, Erwartungen und Bedürfnissen kann der CO2 Verbrauch auch hier minimiert werden. In unserem Fall wäre jedoch nicht weniger möglich gewesen, ohne unsere Reiseroute adaptieren zu müssen.

Hartkorallen auf Menjangan.

Welche Aktivitäten verursachen am wenigsten CO2?

Es sollten Aktivitäten ausgewählt werden, die möglichst nahe an der Unterkunft liegen, um zusätzliche Fahrten zu vermeiden. Nachhaltig heißt in diesem Zusammenhang meist auch günstig. Wähle lokale Aktivitäten, wie beispielsweise schnorcheln am örtlichen Strand, Reisfeldtouren im Dorf, Wasserfalltrekking im Tal – es gibt sehr viele Möglichkeiten. In unserem Fall wären die Aktivitäten kaum nachhaltiger möglich gewesen. Wir haben uns im Vorhinein überlegt, was wir unbedingt machen wollen. Die Schnorchelausflüge waren tolle Erlebnisse, die ich nicht missen möchte.

Wie ernähre ich mich am besten CO2 arm?

Mahlzeiten in Warungs einzunehmen ist nicht nur gut fürs Geldbörserl, sondern auch für deine Umweltbilanz. Bei 20 Tagen auf Bali mit zwei Mahlzeiten täglich in Warungs kann man schätzungsweise zwischen 30 und 60 kg CO2 insgesamt verbrauchen. Dabei kommt es drauf an, ob man sich eher fleischhaltig oder vegetarisch/vegan ernährt. Gerade was vegetarische Ernährung betrifft, hat die indonesische Küche viel zu bieten. Da sie außerdem vorwiegend mit regionalen Zutaten kocht, gibt es nochmal Nachhaltigkeitspunkte.

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Anna Mayr

Wann immer möglich bin ich draußen unterwegs um frische Luft zu schnappen und die Wunder unserer Welt zu erleben und festzuhalten.