Wolkendecke gerahmt von Bäumen.

Mount Agung: Besteigung von Balis heiligem Vulkan

Der Mount Agung ist der höchste und heiligste Vulkan der Insel Bali mit 3031 Metern Seehöhe. Der Vulkan dominiert die Landschaft und gilt in der balinesischen Kultur als Sitz der Götter. Darum sollen alle Tempel auf der Insel zu ihm ausgerichtet sein. Der Aufstieg ist herausfordernd. Wie es uns ergangen ist, könnt ihr hier nachlesen.

Hard Facts

  • Höhe: 3031m
  • Aufstieg: ca. 1900 hm bergauf- + bergab
  • 14h Gehzeit
  • ca. 17 Kilometer
  • Guide erforderlich: Ja

Die Idee schwirrt uns schon zu Hause im Kopf herum. Ein Dreitausender auf einem anderen Kontinent ist schon reizvoll an sich, dann noch der höchste Vulkan der Insel Bali und heilig ist er obendrein. Da müssen wir hinauf. Gebucht haben wir im vorhinein nichts, á la: Wird sich schon ergeben.

Aufstieg statt Schlafen

Von Sidemen aus buchen wir dann die Tour mit The Getaway Camp Bali. Wir werden um 21:30 von unserem Homestay in Sidemen abgeholt und beginnen um ca. 22:30 mit dem Aufstieg. Trotz der schwülen Luft geht es erstaunlich gut voran. Auf dem Edelweißpfad geht´s steil bergauf im Schein der Stirnlampen. Serpentinen? Fehlanzeige! Steil, staubig, sternreich – so könnte man den Weg vielleicht beschreiben.

Und ich hätte nie gedacht, dass ich das sage, aber: ich vermisse Serpentinen. Apropos sternreich – am Anfang hatten wir noch Glück und konnten einen wunderschönen Sternenhimmel bestaunen.

Am Weg hinauf kommt man bei vier Hütten vorbei, an denen wir jeweils eine kurze Pause machen.

Unser Guide schleppt zusätzlich zu seinem Rucksack noch eine große Einkaufstasche mit, die mit Süßigkeiten, Snacks und Bananen gefüllt ist. Bei jeder Hütte bringt Ketut – unser Guide, kurz seine Opfergaben dar. Da man den Mount Agung auch in zwei Tagen besteigen kann, befindet sich auf ca. 2600m das letzte Zwischenziel – ein Zeltplatz. Es sind mehrere hohe Stufen in den Berg geschlagen, auf denen bunte kleine Zeltkuppen stehen. Wir bekommen Tee und Instant Nudeln und machen es uns in der Zwischenzeit im Versorgungszelt gemütlich.

Soweit man gemütlich sagen kann – das Zelt ist zerrissen und der Wind pfeift nur so durch. Aber eine Übernachtung war ja nicht geplant, also sind wir froh über die Pause und die Möglichkeit etwas zu Schlafen.

Die letzten Höhenmeter

Nach einer Stunde herumwälzen und etlichen Versuchen ein bisschen zu schlafen, springt die Uhr dann auf 04:00 und wir brechen wieder auf. Diesmal mit einigen anderen. Da der Wind aufgefrischt hat und sich nun auch Regen einstellt, warnt uns Ketut vor: es wird wahrscheinlich nicht möglich sein auf den höchsten Punkt aufzusteigen und den Sonnenaufgang können wir gleich vergessen.

Na toll. Etwas niedergeschlagen, aber trotzdem hoffnungsvoll (schließlich kann das Wetter ja noch umschlagen und uns mit dem schönsten Sonnenaufgang aller Zeiten beschenken oder?) machen wir uns wieder auf den Weg.

Der Wind wird immer mehr und in Kombination mit dem Regen sind wir wenige Meter später bis auf die Unterhose nass. Wie eine Schafherde drängen wir uns mit den anderen Wanderern an Felsen, hinter denen wir vor dem Wind einigermaßen geschützt sind und wärmen uns auf. Manche Guides singen und erzählen Witze, die Stimmung ist erstaunlich gut. Zehn Minuten Pause, zwanzig Minuten gehen. Dieses Spiel wiederholt sich einige Male, wir sind durchgefroren auf die Knochen. Wir sitzen in einem Graben, als Ketut sagt: „5 minutes then summit„. Wirklich? Wir dürfen auf den Gipfel?

In der Nebelsuppe

Wir schälen uns wieder heraus aus unserem Verschlag und gehen weiter. Das Gestein hat sich mittlerweile geändert – die anfängliche Staubpiste ist nun festem Gestein gewichen, schwarz und scharfkantig, eindeutig als Vulkangestein identifizierbar – das ist aber auch das einzige Anzeichen, dass wir auf einem Vulkan stehen, denn ansonsten sehen wir nur Nebel.

Wir quälen uns die letzten Meter zum Gipfel, schießen ein Beweisfoto und gehen wieder ein Stück hinunter in Deckung vor dem Wind.

Normalerweise wären wir noch höher gegangen auf den zweiten Gipfel – 3170m, doch durch die Wetterbedingungen ist ein Weitergehen nicht mehr möglich. Der Weg wird laut Ketut schmaler und ausgesetzter, das Risiko eines Absturzes durch den Wind ist zu hoch.

Durchgefroren, nass, aber verwunderlicherweise gut gelaunt, warten wir noch. Vielleicht wird´s ja doch noch was mit dem Sonnenaufgang – doch vergeblich. Wir stehen am Gipfel, tanzen zu „Three little Birds“ von Bob Marley und ich denke mir: „Was für eine Scheiße“ und muss gleichzeitig aber grinsen. Diese Wanderung wird mir ein Leben lang in Erinnerung bleiben.

Kampf gegen Wind und Wetter

Der Wind pfeift uns um die Ohren und versetzt meine Schritte öfters um einen halben Meter. Klitschnass ist mittlerweile alles – vom Rucksack über die Haare bis zur Unterhose.

Konzentration ist gefragt – die Felsen sind rutschig und es geht unbestimmt weit hinunter. Ketut hilft mir mit der Wegführung und so bahnen wir uns den selben Weg wieder hinunter. Ich wünsche mir so oft wie an diesem Tag, dass ich mir doch einen dickeren Pullover einpacken hätte sollen.

Der Tee im Zeltlager kommt also wie gerufen und am Gaskocher können wir unsere Finger noch ein bisschen wärmen. Der Regen hat aufgehört und wir haben den Staubpistenweg wieder vor uns. Dieser hat übrigens keinen einzigen Tropfen abbekommen und ist genauso rutschig und staubig wie beim Aufstieg.

Dann reißt die Wolkendecke doch noch auf und beschert uns einen freien Blick Richtung Mount Batur. Ein paar Erinnerungsfotos werden geschossen. Dann kommen die letzten Meter Abstieg. Wir sind ungefähr gegen 13.00 Uhr wieder am Ausgangspunkt. Und erst im Abstieg sehen wir, durch welche erstaunliche Flora und Fauna wir da hinaufgestiegen sind.

Links und rechts des Weges sprießt ein artenreicher Wald, Vögel zwitschern ununterbrochen.

Am Ende des Weges kommen wir zu einer Plantage, wo diese schönen Pflanzen kultiviert werden – auf Bali nennen sie sie „Edelweiß“. Darum auch der Name des Pfades den wir gegangen sind. Sie werden für Prozessionen verwendet, die auf den Mount Agung einmal im Jahr stattfinden.

Nur dass diese Pflanzen nicht die geringste Ähnlichkeit mit unserem Edelweiß in Österreich hat – vielleicht von der Farbe her ein bisschen.

Fazit – Auf den Mt. Agung

Auch wenn der heilige Berg nicht sehr gnädig zu uns war, kann ich einen Aufstieg empfehlen. Es ist ein besonderes Abenteuer, man genießt nicht nur schöne Tiefblicke (bei richtigem Wetter) sondern erhält auch Einblicke in die Kultur Balis, denn die Guides teilen ihre Lebens- und Sichtweisen in der Regel sehr gerne.

Falls ihr die Besteigung vor habt, denkt an zusätzliche Pullover, eine möglichst dichte Regenjacke, Handschuhe, Haube und festes Schuhwerk. Bei der Wanderung ist meine Kamera leider dem Wasserschaden erlegen. Also überlegt euch gut, ob ihr eure Kamera mitnehmen wollt, oder ob es das Smartphone auch tut.

Habt ihr noch Tipps für eine Besteigung des Mount Agung?

Die ganze Bali-Rundreise lesen oder lieber wie unsere Reise den CO2-Fußabdruck belastet hat? Ich kann dir auch den Artikel über den Bali Belly empfehlen 🙂

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Anna Mayr

Wann immer möglich bin ich draußen unterwegs um frische Luft zu schnappen und die Wunder unserer Welt zu erleben und festzuhalten.